„Jetzt erst recht!“ sagte jemand,
der ich war. Weil er immer wieder ... Weil ich damals, als der Schrei
mir im Halse stecken blieb, schreien wollte, aber nicht konnte. Weil
die Wahrheit mehr als nur einen erstickten Schrei … Ich sollte
Klartext reden. Immer noch haben die Wörter Schwierigkeiten mit ihm.
Jemand, der keine Ausreden mag, sollte ihn nicht lesen, geschweige
denn von seinem vorigen Beruf in seinem vorigen Leben wissen. Doch
ich gehe hier zu sehr ins Detail, ich muss schlurfen. Links. Rechts.
Links. Rechts.
Schon als junger Spund, klug und willig, fix und
fertig mit mancherlei Worten, schrieb ich, was andere sich in
Gedanken nicht einmal trauen zu denken mögen, so wie einst den
Anfang vom Ende mit beginn der gymnasialen Oberstufe in einem kleinen
Städtchen namens Waldforst, gelegen im Norden der jungen Republik,
die vor nicht allzu langer Zeit erschüttert wurde, ich ich es im
Schulhaus der Fjörg-Asmussen-Schule der Straße drei mit Hausnummer
fünfundfünfzig im kleinen Städtchen lernte, sah und mich darauf
vom Rest der Welt abzuspalten, um in die ostseeartigen Texte eines
alten Mannes mit zwei SS Runen im Namen.
Und nun bin ich wieder zu
Diensten, jemanden, dem ich mein ICH offenbaren soll, da sich das
besser verkauft, auch wenn die eigentliche geschichte, die ich zu
erzählen habe mit meinem schwarzen Stabilo Fineliner mit namens Dirk
und diesem linierten Blatt Papier in den Hintergrund tritt. Diese
fing lange vor mir an, vor allem, weit, weit vergessen in einer Stadt
mit dem malerischen Namen Stadtburg. Anfangs glaubte ich, dass ein
von der Geschichte längst zerhacktes Hansenest lediglich Japaner mit
telefonfähigen Fotoapparaten anlocken könnte, doch dann stieß ich
im sogenannten Internet, Neuland für uns alle, wie unsere
Regierungschefin dem Volke vor gar nicht allzu langer Zeit
propagandierte, auf die Story des Jahrhunderts. Ein Netzwerk sammelte
geschichtliche Daten, personelle Bezüge und setzte sie in einen
Zusammenhang für so einen armen Tropf wie mich.
Bereits als die
Dinger auf den Markt kamen, hatte er sich einen Apfel gekauft. Ob er
einfach hip und angesagt sein wollte, einfach keine Ahnung, oder nur
eine Vorliebe für gleichnamiges Obst hatte, kann ich an dieser
Stelle nicht sagen. Aber spätestens hier musste er, wie so viele
andere Bundesbürger, leidlich lernen, dieses Neuland zu bezwingen,
es zu zähmen und zu bestellen. Sobald saugte er Wörter wie
„Browser“, „Chatroom“ oder gar „Seite“ in seinen gekürten
Wortschatz auf, wie es ihm keiner nachmachen konnte.
Die Langeweile
drängte, trieb ihn in der vernetzten Suppe von Seite zu Seite zu
Pornoseite, YouPorn, pr0gramm, fratzenbuch und zurück zu pornhub.xx
weiter zu kinox.to und stolperte ganz zufällig beim eingeben eines
Zeppelinnamens auf eine ihm nie bekannt gewordene Adresse:
www.wikipedia.de . In
lateinischen Lettern klopfte die Seite sachliche texte zusammen. Eher
zum gähnen als zum ejakulieren.
Doch die Flut an Lettern ist
erschlagenswert und er wusste nicht, er weiß es immer noch nicht,
wie er eine Geschichte spannend und inhaltlich anschaulich verpackt
und schlurft rückgradlos wie durch sein ganzes Leben durch das Buch
und hinterlässt wahllos Tintenkleckse. Eins ist sicher: Ich habe
dazu schon nach der ersten Seite „Nein!“ und „weglegen“
gesagt.